48. Wandertag

Mal gucken, wo ich heute unterkomme. Kein Regen. Majestätische Lieder im Kopf aus »Cats«, »Memory« und »Wie spricht man eine Katze an?« Wie ist es möglich, dass Andrew Lloyd Webber in scheinbar kürzesten Abständen solche Hits rausgehauen hat? Ansonsten hab ich eben eine lustige Geschichte von Ji Su gehört. Wie er hier auf dem Camino nach 12 Tagen in einer Beziehung (ebenfalls Koreanerin) gelandet ist. Sie sind nun 7 Tage zusammen und wollen sich in León und in Santiago noch einmal treffen. Drei Probleme jedoch: Seine Freundin läuft mit ihrer älteren Schwester, die Ji Su nicht abkann und auch nichts von der Beziehung weiß. 2. Ji Su ist 32 Jahre alt und sie ist 11 Jahre jünger. 3. In Südkorea wohnen beide 5 Stunden auseinander. Ich fühl mich wie bei »Gute Zeiten, Schlechte Zeiten.« Es nagt auch an ihm. Eigentlich lief er den Camino nicht, um eine Freundin zu finden. Aber das sind halt die Frauen, das Salz in der Suppe. Ich kenn das ja, wie sie mich aus der Bahn werfen und ich mich gleich und freiwillig in neue Kanäle umleiten will. Tja, auch interessant, wenn man keine Aktien da drin hat. Ich kann unbehelligt weiter gehen. Ji Su kann das nicht. Für mich sind einfach andere Wege bestimmt. Hab einfach ein wenig Gottvertrauen auf das, was da kommt.


»The broken healer.« Like the shaman. Nice one, Erik. Da klingt was bei mir an.


Eben in Sahagún einen kleinen Stopp eingelegt und das Sanctuarium besucht. Museum war immerhin auf englisch und sehr interessant, nur viel zu wenig Ausstellung für soviel Fläche. Insgesamt fehlte mir in Sahagún ein wenig Pilgeratmosphäre. Immerhin war und ist das ein wichtiger Ort. Schließlich ist hier die Hälfte des Camino Frances geschafft. Ansonsten bin ich innerlich ruhig und will weiter auf Gott vertrauen. Gottvertrauen. Kann das mein Wunsch für heute sein? Ja, es kann gehen. Nur das, nicht mehr. Ich will es versuchen.

 

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