45. Wandertag

Auf dem Weg von Castrojeriz nach Frómista. Und schon wieder hat der Herrgott meine Gebete erhört. 39 km gestern und keine Verletzungen. Beine und Füße fühlen sich gut an und zu neuen Schandtaten bereit. Ich hab gut geschlafen und heut morgen beim Frühstück hab ich in Ruhe mein Französich-Buch weitergelesen und für die Herbergseltern gebetet. So furchtbar nette Leute. Und auch noch ein Wort des Gevatters von gestern will ich heute mitnehmen: »Tranquillo!« Heut lass ich es langsam angehen. Dazu noch Lina: Such jetzt neue Orte auf.


Run, little hungarian girl. As fast as you can. Or as slowly as you want.


Hab Vertrauen in den großen Herrgott. Sei geduldig und verständig. Nimm dir Zeit für den Moment und horch mit spitzen Ohren in dich hinein. Das ist alles. Mehr bedarf es nicht, um glücklich zu sein. Entspann dich, genieß die Zeit, die du hier verlebst. Kein Werk wird jemals vergebens sein. Dir wird reichlich geschenkt. Hab einfach Vertrauen in dich, in die Menschen und in Gott.


Ein Teil von mir will dann doch wieder zurück in die Gruppe. Ich merke, wie ich zögere. Wie ich manchmal stehen bleibe und mich umblicke. Tranquillo. Und Gottvertrauen.


Saß eben bei Kaffee und Kuchen in dem Café, in dem ich mich letztes Mal von Lina verabschiedet hatte, weil sie mich so abnervte. Ach ja, herrliche Erinnerungen. Dann hab ich ein paar vertraute Gesichter aus Burgos gesehen und die Stimmung stieg wieder. Dazu noch palavert mit zwei australischen Schwestern und zwei Schwedinnen. Soziale Kontakte gehören halt meistens auch zum Wohlbefinden dazu. Ich denke, ich mach heut in Frómista Schluss, werd ein paar cervezas trinken und dann mag mich einholen, wer will.


Sitze hier in einem Restaurant in Frómista und ich hoffe einfach nur, dass es Ann-Catherine gut geht. Sie sieht glücklich auf ihrem Foto aus.


Eben grad mit einer Art Kirchengruppe aus Deutschland vorzüglich zu Abend gegessen. Dazu gab es gebratenen Lachs und die beste Spaghetti Bolognese, die man sich nur wünschen kann. Hin und wieder auf's Handy geschaut, ob Ann-Catherine geschrieben hat, aber negativ. Jedenfalls war das ein sehr angenehmer Abend mit den drei Damen. Eine davon war sogar Pfarrerin. Die hatten ein paar lustige Geschichten drauf. Ebenso, man höre, man staune, war ich es, der sie an den Tisch eingeladen hat.

 

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