39. Wandertag

Auf dem Weg von Viana nach voraussichtlich Navarrete. Ich war gestern in derselben Albergue, in der ich Marzia getroffen hatte. Wie beim letzten Mal auch hier die Erkältung. Nun lauf ich die Strecke nach, auf der die 3 Waliserinnen an mich die Staffelübergabe von Marzia gemacht haben. Kurioserweise hatte ich auch damals nasse Shirts und Boxershorts auf dem Rücken. Die Kleinigkeiten wiederholen sich auf dem Weg. Ich erinner mich gern an dieses Gespräch zurück. Es war eines der Tiefschürfendsten, die ich jemals hatte. Wie soll man das Wesen von Marzia mit Abstand am besten beschreiben? Ich hoffe, es geht ihr gut. Sie hatte nie jemandem etwas Böses getan. Und ohne Marzia würde ich jetzt wahrscheinlich nicht diesen Weg laufen. Alles wiederholt sich. Auch Personen, die Marzia unfassbar ähnlich sind. Ich habe das Gefühl, sie haben einen riesengroßen Riss in der Vase. Warum fühl ich mich dann immer so von ihnen angezogen? Und wieso bin ich gerade so froh, dass sich Sam nicht mehr mit dem Typen da vorne unterhält? Die Dinge sind, wie sie sind. Gleiches soll Gleiches anziehen. Aber das stimmt auch nicht immer. Wieso gehen die immer noch mit gleicher Geschwindigkeit voran? Ich krieg 'nen Kasper. Naja, zumindest nicht langweilig. Nun hau doch mal ab da vorne! Vielleicht ist es das, was mich mit anderen mehr verbindet: Die Traurigkeit am Leben. Weil der Mensch nicht immer glücklich sein kann.


But what you can do, is focus on yourself. Ich hab keine Ahnung, was passiert, auf wen ich mich verlassen kann und wo ich am Ende landen werde. Da ist eben auch viel Unsicherheit dabei. Soweit ich das überblicken kann, hat mir heute niemand etwas Böses getan. Warum fühl ich mich dann so unter Druck? Ich merk schon, wie meinem Geschreibsel der rote Faden fehlt, während ich hier durch Logrono marschiere. Leck mich. Das musst du aushalten.


Finde deinen Rythmus wieder. Einfach nur jetzt und heute.


Und dann die zwei Typen, die irgendwo zwischen Köln und Düsseldorf wohnen. Der eine mit der Schwester des anderen verheiratet. Die sind auch ganz wichtig. Nicht zu ernst kommen sie daher. Immer schön locker bleiben. Die kommen immer aus irgendwelchen Ecken daher. Mir gefallen die richtig gut.


Und dann der Kommentar von Anne-Catherine von der rechten Seite: »It just makes me happy to look at you.« Ungefilterte Ehrlichkeit. Da wusst ich aber auch erst mal nichts zu erwidern. Baff.


And fear no darkness. Till the very end of the world.


Man merkt doch, dass heut ein Arbeitstag ist. Die Gespräche plätschern dahin, aber niemand hat wirklich Lust drauf und will lieber Zeit für sich. Mich eingeschlossen. Ein dumpfes Gefühl will sich breit machen, hat sich schon längst breit gemacht. Und ich, ich kann nur ich selbst sein. Staub und Schatten. Das bin ich. Und Ann-Catherine über allen sehr nett. Die hat auf jeden Fall Stamina. Was kann man an solchen Punkten machen? Just walk.

 

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