38. Wandertag

Auf dem Weg von Villamayor de Monjardin nach...nun, keine Ahnung. Entweder 21 oder 31 km. Der Camino schreibt in der Tat die Geschichte des ständigen Loslassens. Von Freunden, von Fremden, von Erwartungen und Strukturen, die wir verlassen wollen. Nirgends sonst werden so viele Freiheiten hinsichtlich Gesellschaft und Ziele ermöglicht wie hier. Das schafft Emotionen und auch, wenn es technisch klingt, es schult für das Leben.


Peter, was für ein ruhiger, angenehmer Geselle. Mit viel Druck in den Beinen. Raucht täglich 'ne Schachtel weg. Dann Ann-Catherine und Sam natürlich. Aber zur Zeit bin ich einfach nur erschöpft. Was die wohl alle von mir denken? Wahrscheinlich bin ich hier so eine Art Suppenkasper. Jetzt brauch ich erst mal meine Ruhe. Aber auch super-interessante Charaktere. Ich bin einfach so müde. Und noch etwas: Wir können hier zwar fachsimpeln über Beziehungen und alles andere. Aber am Ende zählt nur das Gefühl und die Verletzlichkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Gruppe das Richtige für mich ist. Am Ende machen wir alle – jeder für sich genommen – doch einen recht verzweifelten Eindruck. Ein trauriges Häuflein, und ich ein Teil davon. Am Ende, was ich wirklich will, was mir wirklich etwas bedeutet, hier in diesem Moment, auf diesem Flecken Erde, den ich grad begehe, das ist Ruhe und Frieden. Sam hat Probleme, nur kann ich sie nicht retten. Ann-Catherine sucht etwas, nur kann ich ihr das nicht geben. Und ich denk an das Taxi zurück, in dem ich damals mit Marzia saß und in dem sie mit mir zusammen nach Burgos fuhr. Es war der Gedanke, dass ich am Ende meines Lebens allein sein werde. Und dass das eigentlich ein ganz und gar trauriger Gedanke ist. Wir sind alle so verzweifelt auf der Suche nach irgendetwas. Und ich, ich mach da nicht mehr mit.

 

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