37. Wandertag

Auf dem Weg von Maneru nach vermutlich diese eine Albergue, wo mir am Ende Charlotte hechelnd und mit hochrotem Kopf hinterher kam. Villamayor irgendwas. Zu den ungezählten Bettwanzenbissen, die nun immer exakter auf der Haut verortet werden können, scheint sich jetzt noch eine handfeste Erkältung zu gesellen. Ich spür schon wieder das Kratzen, weiß aber auch, dass es nicht das Schlechteste ist, die Erkältung durchzuwandern. Eben unbeschwerte Glücksmomente mit Sam erwandert. Es war schon schön, zusammen zu reden, doch wie unbeschwert das war, als wir dann jeder in seinem eigenen Rythmus wie eine kleine Entenfamilie hintereinander dahingewatschelt sind. Sie ist jetzt schon weit vor, der Moment längst vergessen. Aber ein Gefühl, welches mit den perfektesten Worten nicht niedergeschrieben werden kann. Naja, nun wieder zum Tagesgeschäft und den Details. Wie meine rechte Hand die Gräser gestreift hat, dazu noch »I will wait for you« gepfiffen. Hat schon was. Camino-Sperre vor mir. Schon wieder recht heiß. Man fühlt sich aber manchmal so übermächtig und voller Wonne auf dem Camino. Zufriedenheit will ich es nennen. Gelassenheit. In-Sich-Gekehrtheit. Alles scheint einem zufallen zu wollen in diesen Momenten. Die Arbeitsphasen, Frust, Wut, Enttäuschung, die sind natürlich auch da, wobei ich die ratio gar nicht formulieren möchte. Aber diese Zeiten sind dann weit weg.


Ich mach mir erschreckend wenig Gedanken über das, was da kommt. Wobei: Wenn ich noch einen Schlag ehrlicher mit mir bin, dann spinn ich z.B. die Geschichte einer niederländisch-deutschen Grenzgemeinschaft. Also wenn das nicht machbar ist, dann weiß ich auch nicht. Aber mal Spaß beiseite. Ist doch ein angenehmer Tag. Dieser Christopher hat auch ein paar Probleme zu wuchten. Das spürt man. Aber wer hat das nicht? Diese On/Off-Geschichten – so sagen zumindest immer alle – gehen ganz schön an die Substanz.


Es ist keine Schande, stark zu sein.

 

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