12. Wandertag

Auf dem Weg von Espagnac nach Sauliac-sur-Célé. So langsam fängt die Sache an, Spaß zu machen. Ich schlafe ganz gut und komm die Berge leichter rauf. Heut morgen auf einem schmalen Bergpfad schöne Aussicht auf Espagnac. Herr der Ringe-Feeling. Wie Aragorn, der Fährtenleser. Gestern Bier getrunken, zusammen mit den Kanadiern und Domenique. Pascal und Julie haben Cajarc sicher erreicht. Wer so einen langen Weg geht, hat bestimmt eine interessante Hintergrundgeschichte, die über die üblichen Fragen hinausgeht. Hat Pascal Familie und Kinder? Hat Julie einen Freund irgendwo? Ich merke, wie ich sperre, wenn ich nach Julie frage. Das ist aber auch immer eine Sache mit diesen Frauen. Mit fühl ich mich aufgeregt und leicht unwohl. Aber ohne ist auch irgendwie langweilig. Vielleicht gehört es ja so. Ich weiß noch, dass die Kennenlernphase bei Meara mir gehörig auf den Magen geschlagen hat. Vielleicht ist die Absenz von Julie auch der Grund, warum mir jetzt nichts Gescheites zum Schreiben einfällt.


Ich glaube, das waren große Meister, die diese Wege erschaffen und verbunden haben. Man sieht ihre Spuren links und rechts und unter unseren Füßen.


Andererseits: Wenn es das jetzt gewesen sein sollte und da nichts mehr kommt, dann war es bereits ein toller Urlaub im Mindesten: Julie, Vincent, Israel, Pascal, das geile Essen und natürlich der besondere Gottesdienst in Conques. Das hat was. Geiler als im März auf jeden Fall. Und nicht zu vergessen: Die zwei Kugeln Eis, ein großes Grimbergen und ein kleines französisches Bier auf dem überdachten Platz in Figeauc. Wir waren da sehr glücklich. Ich auf jeden Fall.


Sitze nun mit Vincent, Israel und Phillip beim zweiten Bier in Sauliac-sur-Célé. Harter Marsch heute. Trockene Instant-Nudeln zu Mittag und 'ne drittel Apfelsine. Da knallt das Bier gleich richtig. Füße und Beine fühlen sich dick an. Mal gucken, wie es morgen wird. Das hat schon was Militärisches.

 

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