11. Wandertag

Auf dem Weg nach Espagnac. Und wie es der Zufall so will, hab ich Pascal tatsächlich wiedergetroffen. Und in der Herberge gestern gab es Alligot. Aber das hat schon gefallen, wie wir auf dem Marktplatz von Figeac so beisammen saßen: Pascal, Julie, Vincent, Israel und ich. Ein großes Grimbergen (0,5 Liter) und ein kleines französisches Bier weggeputzt. Dazu zwei Kugeln Eis: Kokos und After-Eight. Julie (und auch Pascal) sind jetzt auf der ursprünglichen Route nach Cahors unterwegs. Israel, Vincent und ich auf der Alternativ-Route durch das Célé-Tal. Julie. Wir haben einander nicht viel zu erzählen. Aber sie ist lebenslustig, quirlig, ist Hebamme, hat 7 Jahre deutsch in der Schule gehabt und war in Nepal. Ich dagegen nur ein wenig gesagt, aber trotzdem ungewollt lustig gewesen. Von mir aus gern. Ich hab mich wohl gefühlt. Ich weiß gar nicht, ob ich sie wiedersehen will (denn sie ist so eine Frohnatur, das mag ich immer sehr gern) oder ob ich sie vielleicht doch nicht wiedersehen will (weil viel zu sagen hätten wir uns dann immer noch nicht). La sage femme. Irgendjemandem hatte ich mal erzählt, dass ich nicht weiß, was besser war: Diese wunderbare erste Etappe von St.-Jean-Pied de Port nach Burgos, wo ich Marzia und Caleb getroffen hab, die einfach wunderbar war und bei der ich danach in ein tiefes Loch gefallen bin. Oder ob es die zweite Etappe von Burgos nach Ponferrada war, die ungeheuer nett war, auf der ich Georg und Lina kennengelernt hatte und bei der ich danach relativ wenig Probleme hatte, wieder in den Alltag zurückzukehren. Ich glaub, es war tatsächlich Lina, der ich das erzählt hatte. Und sie (vermutlich Lina) hat sofort gesagt: Die erste Etappe natürlich! Also zurück zur Ausgangsfrage: Was ist besser? Das wunderschöne Erlebnis, welches nicht noch einmal kommt, aber nach dem der Fall so spürbar tief ist? Oder das schöne, leichte Erlebnis, welches absolut angenehm war und der Fall danach eigentlich gar nicht spürbar war? Bzw. abgewandelt: Will ich Julie wiedersehen oder lieber nicht? Die Antwort kommt bei mir jedenfalls nicht aus der Hüfte geschossen.

 

Ganz nett, dieses Célé-Tal. Mit weiten Kornfeldern. Israel und Julie meinten gestern, der Herbergsvater wäre »étrange«. Da kann ich ihnen nur recht geben. Ein bisschen komisch war Jean-Claude schon. Aber die gebratenen Würste der Frau, das Alligot und diese cremige Nuss-Joghurt-Nachspeise mit Minze, dazu noch Käse...also noch einmal: Die Franzosen verstehen was vom Kochen.

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