Rasttag

In SJPdP. Ich bin allein in der gîte und genieße die Ruhe. Jeder Handgriff wird mit äußerster Sorgfalt und mit Bedacht ausgeführt. Ich bin ein Zen-Mönch par excellence. Vorhin habe ich mich von Richard verabschiedet. Prima Kerl. Durch die Tür des Klos (Scheißhaus) hör ich die Vögel zwitschern. Roger und der alte Kempe Gerard klettern heut nach Roncesvalles hoch. Meine Entscheidung, den Camino Frances zu gehen, fühlt sich immer noch äußerst gut an. Mit größter Wahrscheinlichkeit (mit Sicherheit kann man das ja nie sagen) werd ich Paul morgen wiedersehen. Ich würde auch gerne Valentine noch einmal wiedersehen. Mal gucken, was die Zeit ergeben wird. Mein Herz spricht so. Gestern dann noch mit allen eine gute Zeit gehabt und Petersfisch und Oktopus gegessen. Für Laurent war es der letzte Tag. »Très triste«. Dann kam Paul, das Partybiest, und hat noch mal für alle ein Feuerwerk abgebrannt. Paul hat den Unterschied gemacht. Danach noch zu viert ein oder zwei Bier gezischt: Sophie, Paul, Richard und ich. Laut Sophie waren wir entweder die vier Musketiere oder die drei Musketiere + D'Artagnan. Mein Einwand, dass es auch noch den Hauptmann Trèsville (oder so ähnlich) gab, blieb ungehört, tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Am Ende war es zwar eine Nuance zu viel für mich, aber irgendwas ist ja immer. Nun mal gucken, was der heutige Tag so bringt.


Ein ganz ruhiger Tag. Da hat man auch wieder Zeit, sich um die kleinen Dinge zu sorgen: »Hoffentlich rutsch ich hier nicht aus.« »Diese Stufe muss ich richtig nehmen.« Dort draußen absolut lachhaft! Außerdem fang ich wieder an, mir um die Zeit Sorgen zu machen: 12.45 Uhr Frisörtermin, dann will ich noch ausreichend schlafen. Dann will ich noch Karten schreiben. Ich habe heute so viel Zeit wie seit einem Monat nicht mehr und so viele Zeitsorgen wie seit einem Monat nicht mehr. Schon verdreht irgendwie.


Hör grad »I, I follow, I follow you« etc. durchs Zimmerfenster tönen. Stimmung wieder auf 180. Roger meinte, da oben in Roncesvalles sind an die 220 Schlafplätze und das Haus ist gut gefüllt. Bin mal gespannt. Und dann wieder: Nicht hetzen. Die eigene, bedachtsame Mitte ist die Beste.

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