33. Wandertag
Auf dem Weg von SJPdP nach Roncevaux/Roncesvalles. Gerade von Evelyn, Jenny, Roger und Gerard verabschiedet. Sehr warmherzige Menschen. Ich bemerke, wie ich beizeiten liebenswerte Verhaltensweisen von ihnen übernommen habe. Das sture Blinzeln des wackeren Gerards, diese gleichmäßige, trockene und differenzierte Redeweise von Roger, der angenehme Singsang von Jenny, der liebenswerte französische Dialekt von Evelyn, wenn sie englisch spricht. Was mich anbelangt, hab ich sie alle als wunderbare Menschen erlebt, jeder unterschiedlich und doch auf die eigene Art sympathisch. Dann noch der Kommentar von Roger, als ich den Camino Frances angekündigt hatte: »What really matters, are the people.« Exactement, Roger! Das hätte ich inhaltlich genauso und von den Worten her ebenfalls genauso formuliert. Ach was soll's: Ein Hoch auf die Straßburger! Nun auf der Route Napoleon. Unfassbar viele Leute unterwegs. Da kann ich mich jetzt aber wohl kaum beschweren. Genau das ist mein Grund für den Camino Frances. Ich würde mich schwindelig urteilen, wenn ich hier jede einzelne Gangart, in ganz unterschiedlichen Ausprägungen, bewerten würde. Ich guck lieber auf mich und versuch, mit den Gedanken bei mir zu bleiben. Insgesamt freu ich mich wieder, auf der Piste zu sein. Und übrigens bin ich jetzt in den offiziellen Fußstapfen von Hape Kerkeling. Lässt sich doch gut an. Jetzt mal Landschaft genießen. Macht wahrscheinlich auch einen komischen Eindruck, wenn die Leute mich überholen und sehen, dass da ein Bekloppter im Gehen schreibt. Aber kurioserweise kann ich mich auch in dieser Situation gut auf's Schreiben konzentrieren. Wenn mir bloß nicht immer die Bücher aus den Taschen fallen würden.
Ganz aufgewühlt und schon entzwei gerissen. Aber eines nach dem anderen. Zuerst Richard ordentlich verabschiedet und zwei Bier getrunken. Paul ist super und mit Sophie versteh ich mich immer besser. Single. Mal gucken, ob wir hier nicht einen Spanier für sie finden. Ruhe und Entspannung sind hier Schlüssel.
