32. Wandertag

Take me down to Monto, Monto, Monto. Take me down to Monto, lalala. [Monto – Dubliners.] Jedenfalls auf dem Weg von Ostabat nach SJPdP. Naja, naja, naja, naja, naja. Der Kurs steht so, dass ich doch den Camino Frances nehme. Mir gefällt's grad so gut und die Leute sind so angenehm, dass ich da einfach mit weiter will. Pascal, Paul, Valentine, Meg, Alan, Mahmat, Romain. Die meisten Menschen nehmen den Camino Frances. Und wenn ich in Irun ankommen würde, hätten wir ca. den 10. Oktober. Ich will dort oben nicht die ganze Zeit alleine laufen, mag da auch das weite Meer liegen. Ich will gute Gesellschaft. Ob ich die auf dem Camino Frances weiter finden werde, kann ich nicht beurteilen. Aber ich kann den Versuch wagen. Ich weiß, ich bin diesen Weg – wenn auch etappenweise – schon mal gegangen. Aber vielleicht wird die Geschichte, mit anderen Menschen und anderen Albergues, noch mal neu geschrieben. Viele Orte hab ich schon mal gesehen. Aber ich hab auch viel links und rechts liegengelassen. Ich sehe sogar einen gewissen Reiz darin, die Orte, die ich mit Caleb, Marzia, Lina und Georg bereits erkundet hatte, noch einmal zu entdecken. Das ist jetzt in meinem Kopf drin, das ist jetzt in meinem Herzen drin. Der Wunsch, nicht alleine zu reisen. Eine Entscheidung, die nicht in Wut oder Enttäuschung getroffen wurde. So schlecht kann das also nicht sein. Und ich will auch weiter versuchen, meinen eigenen Striemel durchzuziehen. Und gestern habe ich es nicht gemacht und es wurde – vielleicht gerade deswegen – ein wunderbarer Wandertag mit jungen Mädels und Französischunterricht. Die wunderbare Meg und die wunderbare Valentine. Das ist ganz eindeutig wieder eine Herzentscheidung. Und ich will die Erwartungen auch nicht so hoch stellen, sondern will mit schönen, kleinen Wünschen mein Glück versuchen. Alles in allem ist das ja auch nur ein schöner Erholungsurlaub. Hopp- oder Toppentscheidungen muss ich hier eh nicht treffen. Eine ganz angenehme Zeit soll es werden, bevor es wieder zurück in die Heimat und an die Arbeit geht. Also jetzt erst mal SJPdP und einen Rasttag einlegen. Wo sonst, wenn nicht an diesem Ort?


Angekommen! SJPdP genau, wie ich es in Erinnerung hatte. La porte, durch die ich damals fälschlicherweise in die entgegengesetzte Richtung gelaufen bin, die steile hinabführende Gasse, das Pilgerbüro, in dem ich vor 1 1/2 Jahren völlig aufgelöst und von nix 'ne Ahnung vorstellig wurde (»Just walk.«), das Pilgergeschäft, in dem ich die Muschel gekauft habe. Nun sitz ich in einer gîte »Luivre et tortu«, in dem es nach Räucherstäbchen/gebrannten Mandeln gut riecht, hab mir einen Reiseführer auf Französisch für den Camino Frances gekauft – es soll ja eine Herausforderung bleiben – und harre einfach der Dinge. Ich bin leicht freudig aufgeregt. Mal gucken, was kommt. Ich will die Zeit genießen. So viele Pilger. Schönes Gefühl.

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