65. Wandertag

Was dann ja auch so eingetreten ist. Heute auf dem Weg von Negreira nach O-irgendwas. Galizischer Regen ist wirklich der Beste. Wie man da durch uralte Wälder und auf Hohlwegen entlanggeht. Und dann prasselt der Regen mit einem schönen Geräusch durch das Laubdach auf einen herab. Das Gute daran ist, dass er einem Verschnaufpausen lässt.


Wie zum Beispiel eben. Da hatte ich bestimmt 10 Minuten zum Schreiben. Jedenfalls an dieser Stelle noch mal danke, dass ich mit Valentine und der Gruppe gestern einen so schönen Abend verbringen durfte. Edoardo hat für die ganze Gruppe (9 Mann) Spaghetti Carbonara gemacht. Richtig mit Ei und allem. Hut ab, wie der das hinbekommen hat. Hat wirklich hervorragend geschmeckt. Ich erinnere mich noch daran, wie ich damals in Norwich versucht hab, für Yam ein Käseomelett zu machen. Gott, war das peinlich. Viel zu ölig und vor allem viel zu versalzen. Und während sie die ganze Zeit husten musste, sind ihre WG-Mitbewohner reingekommen und haben sie gefragt, ob alles in Ordnung sei. Selten so geschwitzt.


Plus interessantes Gespräch mit Juliette gehabt.


Aber man muss auch fairerweise sagen, dass Galizien absolut zum Kotzen ist, wenn es die ganze Zeit nur noch runterplattert und das Wasser bei jedem Schritt in den Schuhen supscht. Das kriegt man dann auch nicht mittels romantischer Verbrämung weg. Aber egal. 33 km sind's heute. Regen, Wind, Donner und Blitz bis zu einem gewissen Grad völlig wurstig. Außerdem schreib ich grad mit der Stimme von Wolfgang Herrndorf. Was gibt es sonst noch zu sagen? Das Ende naht. Gefühlszustand weiterhin stabil. Und jetzt, wo die Sonne scheint, ist Galizien dann auch wieder schön. Ich hab noch nicht das Gefühl, als müsste ich jetzt schon (und einem Abschluss angemessen) die große literarische Keule schwingen. Da rauch ich lieber noch lustig ein Kippchen. Oh Gott, rechter Hand seh ich schon wieder, wie die nächste dunkelgraue Wolkenwand heranrauscht. Da les ich lieber noch rasch im Französischbüchlein weiter.


Es erscheint mir angemessen, dass ich das letzte Stück nach Muxia alleine laufe.

 

Zurück zu 64. Wandertag               Vor zu 66. Wandertag