54. Wandertag

Auf dem Weg nach Ponferrada. Heute um 6.10 Uhr angefangen, zu laufen. Erst hinterher erfahren, dass es wegen Zeitumstellung schon 7.10 Uhr war. Wunderbarste Landschaft. Beim Cruz de Ferro alleine und gebetet, auch für Oma. Nun sitz ich hier in einem Café in El Acebo, welches von einer Deutschen geführt wird. Wirklich nett, wieder deutsch zu sprechen. Auch an diesem verrückten »Tempelritter« Tomek und seiner Herberge bin ich vorbeigelaufen. Ohne besondere Vorkommnisse. Schönes Foto vom Sonnenaufgang geschossen. Nun erst mal Bocadillo mit Suppe.


Wie die alle hier durchheizen. Ein Wunder, dass sich noch niemand die Füße gebrochen hat. Geht aber auch steil bergab hier. Und ich ärmstes aller Würstchen...nein, es geht weiter. Mag mein Selbstvertrauen auch grad am Boden sein und die Bettwanzen herzhaft zubeißen...ich kann gar nicht glauben, dass ich das jetzt hier schreiben muss, als wären alle 54 Wandertage für die Katz gewesen, aber dennoch: Warum fühl ich mich so verdammt klein und ohne das geringste Selbstvertrauen? Ich bin so wackelig grade, man könnte mich mit einem Mal Luft holen glatt umpusten. Jedes falsche Wort schneidet direkt in mich. Jedes Antippen lässt mich k.o. gehen. Aber schreiben tu ich immer noch, liebe Leute.


Dennoch: Ich erkenne an, dass ich Baustellen habe. Ich muss sie aber nicht alle jetzt lösen.


Wie ich da den Berg hinab über Stock und Stein runtergeheizt bin, das hatte schon was. Fast schon gesprungen und mit 7-Meilen-Schritten. Wie ein junger Gott. Dennoch: Ich bin das Geringste aller Wesen. Klein und schwach. Fast im Verschwinden begriffen.


Vielleicht ist Alkohol ja auch die Lösung: Was Gescheiteres will mir heut nicht einfallen.

Zurück zu 53. Wandertag               Vor zu 55. Wandertag