29. Wandertag

Und kein bisschen leiser. Auf dem Weg von Maslacq nach Navarrenx. Pauls Schnarchen haben sogar die Straßburger ein Stockwerk über uns durch die Dielen gehört. Ja, was soll man machen? 4 Stunden Schlaf vielleicht und weiter geht's. Und dann die gute Laune am Frühstückstisch. Okay, aber auch irgendwie zum Kotzen. Dafür war die Milch heut morgen von den Kühen unserer Hauswirtin frisch gemolken und schön fett. Der Rahm bildete sich appetitlich an der Oberfläche des Kaffees. Dazu hatte jeder ein frisch bezogenes Bett und ein eigenes Handtuch! Ein Traum, wenn da nicht das ewige Schnarchen gewesen wäre. Musste Paul mitten in der Nacht wachrütteln. Dann war wenigstens für eine Stunde Ruhe. 4 Tage noch, dann dürfte ich SJPdP erreicht haben. Dann scharf rechts ab. Da die gîtes dort rar gesät sind, werd ich langsam wohl vorbuchen müssen. Die Frage, die mich umtreibt, ist, ob ich einen Pausentag in SJPdP einlegen soll oder nicht. Was für Probleme. Und dann – ganz ehrlich – je schneller ich diesen schwierigen Teil durchhab, desto eher liegt er hinter mir. Ich kann die Strecke überhaupt nicht einschätzen, aber müsste alles machbar sein. Dann ist da noch dieser Roger (Straßburger), 65 Jahre, den ich nicht fassen kann. Offen, redselig in mindestens 3 Sprachen, dabei aber präzise wie ein Forscher auf dem Gebiet der Naturbeschreibungen. Unheimlich fit, Ernst-Jünger-mäßig drauf. Oder so, wie ich ihn mir vorstellen würde. Einfach ungewöhnliche Persönlichkeit.


Ich glaube, es gibt hier einen Unterschied zu früheren Wanderungen. Nicht immer, aber immer öfter geh ich meinen eigenen Schritt, ohne dass ich anderen hinterherhechel. Ich muss nicht überall ganz dazu gehören und es fällt mir leichter, mich zurückzunehmen und die zweite Geige zu akzeptieren. Zum Thema »Ich muss und will nicht mit der Gruppe mitlaufen«: Ich ahne und fürchte schon, dass ich da in einem neuen Job auch wieder Schwierigkeiten haben werde. Ich bin schon Teamplayer, aber trotzdem habe ich mit meinem Wesen immer Probleme, Gruppendynamiken zu durchschauen und das stellt mich vor beachtliche Herausforderungen. Naja, und hiermit will ich dieses Thema an dieser Stelle auch nicht weiter anfassen.

 

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