28. Wandertag
Auf dem Weg von Uzan nach Maslacq. Ich hab gestern das schönste Mädchen auf dem Camino gesehen. Die Tochter unserer Herbergsmutter. Wie sie sich da mit ihren weißen Zähnen und der Sonnenbrille im Garten hingelegt hat, mit ihrem Sommertop und den kurzen Jeanshosen. Was für eine Blume. Lolita. Und ihre Beine. Als ob sie 18 wäre. Nur die Mutter klärte später auf: 31. Ungläubiges Staunen in der Männerrunde. Mit ihren großen Rehaugen. Sogar ein bisschen englisch konnte sie. Was für ein Vergnügen das doch wäre, sie näher kennenzulernen. Von ihrer Mutter haben wir uns dann noch Gemüse aus dem Garten (Tomaten, Zuchini, eine kleine Aubergine, eine Zwiebel und Knoblauch) und drei dicke Scheiben geräucherten Speck gekauft. Dazu noch eine Flasche (guten) Wein für 2 Euro. Daraus hat Richard dann Ratatouille gemacht. Sodann zusammen mit Reis und dem Schinken gegessen. Dazu hab ich noch eine Flasche Wein spendiert und zwei Portionen Tiramisu. Und Jacqui hat dann irgendwann noch den Flachmann mit Calvados rausgeholt. Insgesamt waren wir 8 Mann. Natürlich weiterhin blöd, dass mein Französisch nicht reicht, um mich anständig auszudrücken. Aber insgesamt war es schon eine gesellige Runde. Richard, Paul und ich haben jetzt in Maslacq reserviert. Angeblich soll es Fisch geben. Recht so. Heute auf dem Weg dann weitere 20 km an die Pyrenäen ran. Mal gucken, ob ich die heut zu Gesicht krieg.
Mir ist vorhin aufgefallen, dass ich wieder gute Gesellschaft gewonnen habe. Auch das ist also eingetreten. Das Leben scheint hier furchtbar leicht zu sein.
Jetzt wünsch ich mir ein schönes Rendezvous mit einem Mädel. Und danach werd ich vermutlich wieder auf die ein oder andere Art ins Unglück stürzen. Aber warum immer so pessimistisch? Vielleicht schließt sich dem ersten Rendezvous ja ein zweites an und dem Zweiten ein Drittes. Irgendwo muss man schließlich einen Anfang machen. Das ist ein viel besserer Wunsch als der Wunsch nach Familie und Kindern. Einfach nur der bescheidene Wunsch nach einem guten Anfang und nicht nach einem guten Ergebnis. Ich bin mir sicher, das ist machbar, solange ich nur ruhig bleibe. Oh baby, you're the only thing in this whole world, that's pure and good and right. And whereever you are und whereever you go, there's always gonna be some light. But I gotta get out, I gotta break from it now, before the thunder breaks the dawn. Etc. [Bat out of Hell – Meat Loaf.]
