25. Wandertag

Auf dem Weg von Nogaro nach Aire-sur-l'Adour. Dieses foie gras ist so was von unappetitlich. Gestern das schlechteste Essen bis jetzt gehabt. Daneben das 2. Mal in Folge neben einem Ehepaar aus Freiburg (3 Hühner zu Hause) gesessen. Was für Gesprächsthemen! E und D: »Ach, das Essen ist ja lecker. Guck mal, hier haben die ja auch Sellerie reingemacht.« »Ach, und dann noch mit Datteln. Das ist aber auch lecker.« »Also wirklich ganz lecker.« Und so weiter. Sowas von seicht. Das war auch nur der erste Abend. Am nächsten Abend dann – wahrscheinlich zu recht – Genörgel an zu dunkler Pizzeria, saurem Wein und dass es für Vegetarier hier nur Omelett oder Ziegenkäse gibt. Ich merk ihm schon an, dass er keinen Bock mehr auf die Alte hat und muss ihm auch zustimmen. Die ist doch ziemlich negativ drauf. Das ist mir auch ganz egal. Nur diese seichten Gesprächsthemen! Die müssen sich schon Jahre kennen und verhalten sich so, als würden sie beim 1. Date versuchen, ein unangenehmes Schweigen notdürftig zu überbrücken. Naja, auch kein weltbewegendes Thema. Ich will daraus auch keinen Grundsatz für mich ableiten. Aber schräg war das schon. Heut morgen beim Frühstück noch Donald, einen Kanadier, kennengelernt. Als Einleitung: »How is your Camino so far?« Guter Mann, gute Einleitung. Die muss ich mir merken. Manchmal fehlen mir für Gespräche auch noch die notwendigen Werkzeuge. Ansonsten wie immer Baguette auf den Rucksack geschnallt. Heut mittag gibt's dazu 4 Würstchen Frankfurter Machart.


Oder dann auch noch eine Erfahrung aus den ersten Tagen mit Dana und Peter, den beiden Australiern. Älteres Ehepaar, absolut freundlich. Er die ganze Zeit am Reden über Jerusalem und Japan. Wobei er für meinen Geschmack ganze Gesellschaften viel zu undifferenziert abhandelt. Aber beim Abendessen kommt er vom Punkt zum Komma mit seinen Reiseberichten, während auf seinem Teller der Berg Auflauf einfach nicht kleiner wird. Alle anderen waren schon fertig und hätten dann auch zum Nachtisch übergehen können. Dana sitzt Peter gegenüber und sagt kaum ein Wort. Aber zwischendurch hört man dann schon, wie sie Peter ungeduldig Anweisungen geben will. »Eat it. Now eat it. Eat it«, zischelt sie eindringlich und vermeintlich leise. Aber ich könnt wetten, dass nicht nur ich das gehört hab. Die war einfach total genervt. Ich fand's jetzt nicht schlimm, dass wir da gewartet haben, konnte Dana aber auch verstehen. Wahrscheinlich hört sie seit 30 Ehejahren zum gefühlt 1000. Mal dieselben Geschichten und muss jedes Mal drauf warten, dass Peter endlich seinen Auflauf zu Ende isst. Übrigens am nächsten Tag, wo ich den furchtbar schlechten Croque Monsieur gegessen hab, dann nur am Rande mitbekommen, dass Peter sich beschwert hat, dass Dana ständig irgendeine Sache macht, die ihn wohl gehörig nervt. Naja, nach vermutlich 30 Ehejahren darf das auch mal vorkommen, würd ich sagen. Aber gestern, E und D aus Freiburg, das war schon unangenehm. Und die hatten erst den 2. Tag von 3 Camino-Wochen hinter sich. Hat wohl alles Vor- und Nachteile.


Eben beim Duschen das Gefühl, als könnt ich die Welt umarmen. Was für ein schöner Tag. Ich hab während des Wanderns bestimmt eine ganze Stunde in dem Französischbuch gelesen. Meistens bin ich währenddessen durch den Wald gelaufen. Es macht mir Spaß, aus dem Zusammenhang neue französische Wörter zu entdecken. Danach hat eine Französin noch ein schönes Foto von mir vor einer Kirche sitzend geschossen. Obwohl ich mich zunächst standhaft geweigert hatte. Aber sie beharrte: »Pour la famille.« Na gut. Jetzt bin ich sehr dankbar. Danach noch drei Franzosen aus Montpellier getroffen. Nur ein bisschen auf französisch gesprochen. Und jetzt in dieser wunderbaren gîte, ehemals eine Kapelle. Einfach nur geil, der Tag.

 

Zurück zu 24. Wandertag               Vor zu 26. Wandertag