20. Wandertag

Auf dem Weg von Auvillar in ein 20 km entferntes Dorf, dessen Namen ich grad vergessen hab. Rechter Knöchel fühlt sich schon besser an. Was ich wohl in 10 Jahren rückblickend auf diese Reise sagen werde? War ganz nett? Es scheint schon Ewigkeiten her zu sein, dass ich Vincent und Israel das letzte Mal gesehen hab. Dabei ist das erst einen Tag her.


Man soll doch auf die innere Stimme hören und die sagt mir grade: Leg so schnell wie möglich irgendwo eine Rast ein. Ich hoffe, hier gibt es irgendwo eine Bar.


Ich brauch einen Kaffee. Mir geht's überhaupt nicht gut. Herrgott, bitte, ein Königreich für einen Kaffee. Ein Glück stehen deine Kirchen in Frankreich müden Pilgern immer offen. Alles trauriges Geblubber in meinem Kopf. Brauch echt 'ne Pause. Fühlt sich schon wieder wie Arbeit an.


Heut fällt alles schwer, nicht zuletzt das Schreiben. Dabei bin ich grad mal 2 Stunden unterwegs. Wobei ich genau genommen schon seit fast 3 Wochen durch die Gegend latsche.


Außerdem will ich wieder gepflegt Halbpension.


Ich sitze hier in einem Schlafsaal in dem Dorf, dessen Namen ich immer noch nicht kenne. Eben das erste Mal seit 3 Wochen Youtube gehört. »Domenique«, »Ich liebe das Leben«. Absolut super. Warum will ich eigentlich auf alles verzichten? Gerade freu ich mich wieder darauf, nach Hause zu kommen. Verzicht ist vielleicht gut für eine Weile, aber ich will feiern, Spaß haben und das Leben genießen. Und was mach ich? Ich glaub, ich hab noch nie so viele Kirchen wie hier besucht. Jedesmal in jedem Dorf. Dies liegt aber größtenteils daran, dass Sitzbänke hier rar gesät sind und heute – bei dem ganzen Regen – war das endlich mal ein trockener Ort. Ich freue mich auf das Leben zu Hause. Hamburg klingt doch super. Da werd ich schon was finden. Oder um es mit Vicky Leandros' Worte zu sagen (danke, Youtube): Was soll mir schon geschehen? Du weißt, ich liebe das Leben. Morgen mehr Bier, mehr Wein und mehr von allem. Schluss mit der Enthaltsamkeit.

 

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