41. Wandertag

Auf dem Weg von Santo Domingo mit dem Hähnchen nach mal gucken. Das Wichtigste aber zuerst: Oma geht es scheinbar besser. Dieser liebe Mensch. Diese zierliche Person, die den Mut aufbrachte, mich zum Tanzen aufzufordern. Das klingt immer noch bei mir an. Liebes Omalein, ich hoffe, du wirst noch 100 Jahre alt. Wobei: Restsorge bleibt immer noch. Da kann ja die kleinste Erkältung schon kritisch werden, wenn der Körper ganz schwach ist. Dann aber noch ein weiterer Vorsatz von Ann-Catherine für den heutigen Tag: Say what you think. Also los, Gott.


Ebenso: Geh niemals vor 10 Uhr (22 Uhr) schlafen. Warum sollte ich eigentlich so früh im Bett sein? Darüber hinaus hab ich mich gestern abend im Bett sehr stark gefühlt. 3 Mal hab ich mich im Dunkeln wieder aufgerichtet, den Rücken gerade gemacht und die Nachbargebäude aus dem Fenster beobachtet. Ich bin stark. Bettwanzen werden mich nicht aufhalten. Wind und Regen werden mich nicht aufhalten. Und es ist doch so: Das alles kommt von Gott. In meinen dunklen Stunden habe ich mich immer noch ihm anvertraut. Ich hab Stamina und Willen. Aber mit Gott auf meiner Seite wird mir nichts passieren. Ich werde die Stürme überstehen. Mag da kommen, was will. Ich bin zäh und aufgeräumt. Ich will auch meine Schwächen zulassen. Aber dann will ich auch wieder die Zeiten meiner Stärke genießen und mit gradem Rücken, zwei offenen Augen und einem weiten Herzen durch die Welt wandern. Weiß Gott, was für ein atemberaubend schöner Wind. Alors, nun erst mal einkaufen.


Naja, das war aber auch ganz schöner Hardcore-Wind. Aber gar nicht mal so schlecht. Strammen Marsch hingelegt und das Feld von hinten aufgeräumt. Alle überholt. Aber nur, um die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Fast der ganze Zug hat in Belorado Halt gemacht. Nun bin ich mit Ann-Catherine und ausgerechnet mit Pleun in einer Albergue gelandet. Frieden, Ruhe, das alles scheint mir hier nicht beschienen. Jeder ist schon wieder am »Rum-Pleunen«. Hab sie eben gefragt, ob sie etwas in der Stadt trinken will. Sie will erst mal runterkommen, hat sie gesagt. Absolut verständlich. Mal gucken. Wenn sie nicht darauf eingeht, dann hab ich meine Antwort. Vermaledeit. Ich will doch nur Klar-Schiff machen. Dafür hab ich heut meine Französisch-Studien wieder aufgenommen und auf Social-Media die Nachrichten beantwortet. Jedenfalls hatte ich wieder klare Gedanken, das war ganz wunderbar. Ich war heil, ganz und klar.

 

Zurück zu 40. Wandertag               Vor zu 42. Wandertag